Elternrecht
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Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft. (GG Art. 6 Abs. 2)
Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen. (GG Art. 6 Abs. 3)
Funktionen
Institutsgarantie
- Siehe Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 II.2. (Position 7823)
Schutzpflicht
- Grundrechtsschutz durch Organisation und Verfahren<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
- Anhörungs- und Beteiligungsrechte der Eltern<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
- Familiengerichtliches Verfahren<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
- Schule<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
- Anhörungs- und Beteiligungsrechte der Eltern<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
Abwehrrecht
Schutzbereich
Eingriff
- z.B. Adoption<ref>Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 (Position 7825)</ref>
- BVerfG, Urteil vom 09.02.1982 - 1 BvR 845/79 = BVerfGE 59, 360 - Schülerberater
Abgrenzung
- Ausgestaltung, GG Art. 6 Abs. 2 Satz 1
Rechtfertigung
Schranken
GG Art. 6 Abs. 2 Satz 2
GG Art. 7 Abs. 1 (Schulaufsicht)
Schranken-Schranken
GG Art. 6 Abs. 3
Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
Zitate
- "Dabei sind die Elternrechte auch durch die Verpflichtung zur Rechtstreue begrenzt: Eltern haben sich gegenüber ihren Kindern rechtswidriger Handlungen zu enthalten und insbesondere die Kinder nicht als Betroffene in rechtswidriges Verhalten einzubeziehen."<ref>BVerfG, Beschluss vom 29.10.1998 - 2 BvR 1206/98 Abs. 41</ref>
- "Art. 6 Abs. 2 Satz 1 GG garantiert den Eltern das Recht auf Pflege und Erziehung ihrer Kinder. Die Erziehung des Kindes ist damit primär in die Verantwortung der Eltern gelegt, wobei dieses "natürliche Recht" den Eltern nicht vom Staate verliehen worden ist, sondern von diesem als vorgegebenes Recht anerkannt wird. Die Eltern können grundsätzlich frei von staatlichen Einflüssen und Eingriffen nach eigenen Vorstellungen darüber entscheiden, wie sie die Pflege und Erziehung ihrer Kinder gestalten und damit ihrer Elternverantwortung gerecht werden wollen. Das Elternrecht unterscheidet sich von den anderen Freiheitsrechten des Grundrechtskatalogs wesentlich dadurch, daß es keine Freiheit im Sinne einer Selbstbestimmung der Eltern, sondern zum Schutze des Kindes gewährt. Es beruht auf dem Grundgedanken, daß in aller Regel Eltern das Wohl des Kindes mehr am Herzen liegt als irgendeiner anderen Person oder Institution. Das Elternrecht ist Freiheitsrecht im Verhältnis zum Staat, der in das Erziehungsrecht der Eltern grundsätzlich nur eingreifen darf, wenn das dem Staat nach Art. 6 Abs. 2 Satz 2 GG zukommende Wächteramt dies gebietet. In der Beziehung zum Kind muß das Kindeswohl die oberste Richtschnur der elterlichen Pflege und Erziehung sein. Art. 6 Abs. 2 Satz 1 GG statuiert -- dies kommt deutlich im Wortlaut der Vorschrift zum Ausdruck -- Grundrecht und Grundpflicht zugleich. Man hat das Elternrecht daher ein fiduziarisches Recht, ein dienendes Grundrecht, eine im echten Sinne anvertraute treuhänderische Freiheit genannt<ref>vgl. Saladin, Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern als Gegenstand des Verfassungsrechts in: Festschrift für Hans Hinderling, 1976, S. 175 [199]; Oppermann, Gutachten zum 51. Deutschen Juristentag in: Verhandlungen des Deutschen Juristentages, 1976, C. 100; Ossenbühl, Schule im Rechtsstaat, DÖV 1977, S. 801 ff.</ref>."<ref>BVerfG, Urteil vom 09.02.1982 - 1 BvR 845/79 Abs. 85</ref>
Normen
Grundgesetz (GG)
- GG Art. 6 Abs. 2 Satz 1
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
- BGB § 1626 ff.
Verfassung des Freistaates Bayern (BV)
Dritter Hauptteil Das Gemeinschaftsleben
1. Abschnitt Ehe, Familie und Kinder
- BV Art. 126 Abs. 1: Die Eltern haben das natürliche Recht und die oberste Pflicht, ihre Kinder zur leiblichen, geistigen und seelischen Tüchtigkeit zu erziehen. Sie sind darin durch Staat und Gemeinden zu unterstützen. In persönlichen Erziehungsfragen gibt der Wille der Eltern den Ausschlag.
Rechtsprechung
- BVerfG, Urteil vom 19.02.2013 - 1 BvL 1/11; 1 BvR 3247/09 = BVerfGE 133,59 - Sukzessivadoption
- BVerfG, Urteil vom 01.04.2008 - 1 BvR 1620/04 = BVerfGE 121, 69 - Elterliche Erziehungspflicht
- BVerfG, Beschluss vom 09.04.2003 - 1 BvR 1493/96, 1 BvR 1724/01 = BVerfGE 108, 82 - Biologischer Vater
- BVerfG, Beschluss vom 29.10.1998 - 2 BvR 1206/98 = BVerfGE 99, 145 - Gegenläufige Kinderrückführungsanträge
- BVerfG, Urteil vom 14.07.1998 - 1 BvR 1640/97 = BVerfGE 98, 218 - Rechtschreibreform II
- BVerfG, Beschluss vom 16.05.1995 - 1 BvR 1087/91 = BVerfGE 93, 1 - Kruzifix
- BVerfG, Beschluss vom 07.05.1991 - 1 BvL 32/88 = BVerfGE 84, 168 - Sorgerecht; Nichteheliches Kind
- BVerfG, Urteil vom 09.02.1982 - 1 BvR 845/79 = BVerfGE 59, 360 - Schülerberater
- BVerfG, Beschluss vom 21.12.1977 - 1 BvL 1/75; 1 BvR 147/75 = BVerfGE 47, 46 - Sexualkundeunterricht
Publikationen
Lehrbücher
- Volker Epping, Grundrechte, 6. Auflage 2014, Springer, Berlin Heidelberg, ASIN B00R3H9ZBI Kapitel 10 II.2. (Position 7749 ff.)
Fachbücher
- Saladin, Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern als Gegenstand des Verfassungsrechts in: Festschrift für Hans Hinderling, 1976, S. 175
Siehe auch
Fußnoten
<references/>