Vorstellungsrede von Marcus Dinglreiter am 30.11.2013
Was macht den Bürgerverein in seinem Kern aus, was hält uns im Innersten zusammen? Ich möchte Euch meine Perspektive zu diesen Fragen kurz darstellen:
Zuerst ist dies der Wunsch, etwas zu unternehmen, um die in unserer Stadt herrschende Trägheit zu überwinden. Wir sind Unternehmer. Wir sind politische Unternehmer. Was zeichnet einen Unternehmer aus? Ein Unternehmer setzt sich Ziele und setzt alles daran, diese Ziele, die er für richtig und wichtig erkannt hat, zu erreichen. Der politische Unternehmer versucht etwas zum Positiven zu verändern, ohne die Menschen mit einem Zuviel an Veränderung zu überfordern. Und wenn er seine Ziele nicht erreicht? Dann macht er das, was alle Unternehmer machen: er verändert sich selbst. Die Amerikaner haben für das, was ich mit vielen Worten beschreibe, eine einfache Formel: Love it. Change it. Or leave it. Liebe. Ändere. Oder gehe. Das kann man in zweierlei Hinsicht verstehen. Als Forderung an jemanden oder etwas. Oder von jemanden oder etwas an einen selbst. Viele junge Menschen werden vielleicht gehen müssen (manche auch wollen), wenn wir nicht etwas ändern, dass sie bleiben können (wenn sie wollen). Wir fragen im Bürgerverein nicht, was wir von unserer Stadt erwarten. Sondern wir fragen: Was erwartet unsere Stadt von uns, welche Aufgaben stellt unsere Stadt an uns, damit unsere Stadt eine Zukunft hat? Welche Probleme haben wir zu lösen und welche Aufgaben zu erfüllen, damit insbesondere die nächste Generation mindestens die gleichen Handlungsspielräume wie unsere Generation hat. Das steht so in unserem Grundsatzprogramm. Zwei oder mehr Generationen haben diese Aufgabe – zumindest in Teilbereichen – in dieser Stadt verfehlt. 10 Millionen Euro an geschätzter Belastung erben wir von einer politischen Verdrängungseinstellung. Es ist exakt das Gegenteil unserer Identität. Und es ist davon auszugehen, dass dies nicht das Ende der geerbten Probleme sein wird.
Geld? Werden wir hier in Zukunft nicht haben. Wir haben aber eine Infrastruktur, die wir erhalten müssen, um nicht vollends auszubluten. Alles Geld, das wir in Burgkunstadt zur Verfügung hatten, so unser Eindruck im Vorstand, wurde bei uns „beerdigt“. Es wurde und wird vergraben : in Kanäle, alte und neue, in Wasserleitungen, in sonstige Abwasseranlagen. Warum? Weil statt vieler dezentraler Anlagen eine zentrale Kläranlage betrieben wird. Wo ist aber Geld für Bildung, für Familien, für Kinder, für Existenzgründer? Alles unter der Erde. Was ist unsere politische Option, wenn wir unsere Probleme nicht mit Geld lösen können?
Wir müssen zu einem neuen Miteinander finden. Wir werden die Probleme und Aufgaben, die unsere Stadt an uns stellt, nur lösen, wenn wir die Herzen der Menschen – nicht für uns, sondern für unsere Stadt – gewinnen. Und nicht ihren Geldbeutel.
Wie gewinnt man die Herzen der Menschen? - Am Anfang steht Vertrauen. Vertrauen setzt Vertrauenswürdigkeit voraus. Vertrauenswürdig ist der, der charakterlich integer und fachlich kompetent ist[1] . Das ist der Kern der Identität unseres Vereins. Das ist das prägende Merkmal unserer Liste. Wir sind die Liste der unabhängigen Köpfe, derjenigen, die sich durch Geld, Ansehen oder Macht nicht bestechen lassen. Derer, die Heucheleien satt haben und die nicht in vorgefertigte Muster passen. Wir sind die Liste derer, die der Macht oder hier: Ohnmacht des Geldes die Kraft unseres Geistes entgegensetzen. Wir sind die Liste derer, die reden UND machen.
Wir werden die Herzen der Menschen nur gewinnen, wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen. Wenn die Bürger merken, dass wir nicht die Abgehobenen sind, nicht die Störenfriede und keine Revoluzzer (es sei denn Gesetzestreue ist gleichbedeutend mit Revolution in dieser Stadt). Sondern die, die auf Augenhöhe reden und handeln. Wir sind nicht die, die diktieren, sondern die, die fragen, denken und moderieren. Die dann entscheiden. Dann handeln. Unter Einbeziehung aller verfügbaren Argumente und Perspektiven., Wir müssen diese Identität festigen. Dann wir man uns vertrauen. Was wollen wir also erreichen?
Wir wollen Bürger für die anstehenden Aufgaben unserer Stadt gewinnen.
Und Eines ist klar: wenn schon einfache Selbstverständlichkeiten wie ein Rechtsanspruch des Bürgers auf Information hier politisch nicht durchsetzbar sind, brauchen wir Möglichkeiten, um den Boden für eine zukunftsfähige politische Infrastruktur zu bereiten. Dies kann auch eine Bürgermehrheit in einem Bürgerbegehren sein. Es müssen aber weitere Infrastruktureinrichtungen wie die Förderung des Lokaljournalismus dazukommen. Letztlich brauchen wir aber verlässliche Partner und eine starke politische Basis. Mein Ziel ist es daher, dass wir bis 2020 stärkste politische Kraft in Burgkunstadt werden. Wenn ich mir unsere Liste anschaue, brauche ich mir darum keine Sorgen machen, dass wir das mit diesen Leuten schaffen können. Und damit komme ich zum letzten Punkt:
Mir ist es wichtig, dass wir bereits jetzt über den Wahltag 16. März 2014 hinausdenken. Weit hinausdenken. Mindestens genauso wichtig wie ein gutes Wahlergebnis ist für mich, dass wir die Chance nutzen, die Menschen, die sich bereit erklärt haben, für den Bürgerverein zu kandidieren, in unsere politische Arbeit und Konzeption einzubinden. Ihr braucht jetzt nicht erschrecken. Es wird weniger Aufwand sein, als ihr vielleicht denkt. Wir haben Mitte März diesen Jahres, also ca. 1 Jahr vor der Kommunalwahl 2014 das Projekt Bürgerverein begonnen. Wir haben uns im Vorstand seither bis auf 2 Wochen meines Urlaubs Anfang November jede Woche zusammengesetzt. Wir haben Woche für Woche einen kleinen Schritt vorwärts gemacht.
Wir werden dieses Tempo aber nicht weitere 6 Jahre im Vorstand durchhalten. Man darf die Menschen, die sich mit vollem Einsatz engagieren, auch nicht überfordern. Ab den Kommunalwahlen werden wir meines Erachtens mit einer monatlichen Vorstandssitzung auskommen. Das gilt natürlich nicht für den Vorsitzenden und die, die freiwillig mehr machen wollen. Ich würde die dann frei werdenden 3 Wochen pro Monat gerne nutzen, um Arbeitsgemeinschaften im Bürgerverein aufzubauen, die sich den drängendsten Problemen, aber auch unseren wichtigsten Zielen widmen.
Diese Arbeitsgemeinschaften würde ich gerne mit unseren Kandidaten aufbauen. Wir würden eine kleine Umfrage starten, was jeder von Euch für wichtig und dringlich hält – und auf der Grundlage der Ergebnisse Arbeitsgemeinschaften einrichten. Für jeden von Euch wäre das ein Abend im Monat. Ein Abend, mit dem wir unsere Stadt und unseren Verein voranbringen.
Ich möchte Euch dazu nicht auffordern, sondern darum bitten. Natürlich haben wir Verständnis, wenn es beim ein oder anderen einfach nicht geht. Das respektieren wir. Wenn es aber gelingen sollte, dass wir die Chance ergreifen und die Basis des Vereins quasi vervierfachen und auf Dauer weiter verbreiten, wäre eine Bedingung erreicht, damit wir unsere Ziele auch erreichen können, damit wir der Verein sind, der sagen kann: Wir schaffen das!
Was, wenn es uns gelingt, die Herzen der Menschen, ihr Vertrauen zu gewinnen?
Eine Gemeinschaft werden, in der man sich füreinander interessiert. In der wahrgenommen wird, ob ich fröhlich oder traurig bin, wütend oder besorgt, überrascht oder resigniert. Und in der die Menschen fragen: Warum? Warum bist Du glücklich? Warum bist Du traurig? Warum hast Du Angst und wovor? Warum bist Du resigniert? Eine Gemeinschaft, in der die Menschen darauf vertrauen, dass sie wahrgenommen werden. Dass sie wichtig sind. Dass sie gebraucht werden ohne missbraucht oder benutzt zu werden. Wie sagt der Fuchs im kleinen Prinzen? „Du bist verantwortlich für das, was Du Dir vertraut gemacht hast. Wenn unsere Stadt überleben will, muss sie sich ihre Bürger vertraut machen in dem Glauben, dass die Bürger sich an ihre Verantwortung erinnern. Wir müssen also Vertrauen schaffen. Wir müssen und vertraut machen. Und verantwortlich handeln. Das sind wir. Das ist unser Verein. Das ist unsere Liste. Und das ist unsere Aufgabe.
[1] (nach Covey).