Verantwortung - Rede von Dr. Ulrike Dinglreiter anlässlich der Preisverleihung des Schreibwettbewerbs für die Mittelschulen in Altenkunstadt und Burgkunstadt am 15.07.2015: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. Juni 2016, 21:08 Uhr

Liebe Schülerinnen und Schüler,

liebe Lehrerinnen und Lehrer,

liebe Eltern und liebe Gäste!

Ich freue mich sehr, dass Sie heute Abend zu unserer Preisverleihung nach Altenkunstadt gekommen sind. Gastgeberin ist heute Abend die Mittelschule Altenkunstadt – und bereits an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die Organisation des Abends bei Herrn Schick und seinem Team bedanken. Dass Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen sich in Ihrer Freizeit für gemeinnützige Projekte wie dieses engagieren, ist großartig. Das gilt auch für unsere Jurymitglieder, Sponsoren und Vereinsmitglieder, die am Schreibwettbewerb und heutigen Abend mitgewirkt haben – Ihnen allen ein herzliches Dankeschön!

Dass Erwachsene sich ehrenamtlich engagieren, sich für Kinder und Jugendliche, Sport, Kultur und Umwelt einsetzen, hat bei uns am Obermain ja Tradition und zeugt vom großen Verantwortungsbewusstsein. Ich würde sogar sagen: nirgendwo sonst habe ich erlebt, dass sich so viele Menschen so stark ehrenamtlich engagieren, wie hier bei uns am Obermain. Dass sich aber nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche für die Allgemeinheit einsetzen, kommt manchmal in der Öffentlichkeit etwas zu kurz. Im Gegenteil, nicht selten hört man Sprüche, wie: „Die Jugend hat ja gar kein Interesse mehr und sitzt nur vorm Computer.“ oder „Die Jugend von heute interessiert sich nur für sich selbst!“. Ich selbst habe es ganz anders erlebt:

Vor einem guten Jahr bin ich aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Weidnitz geworden – ohne den Hauch einer Ahnung, was das eigentlich bedeutet. Weder von der Antreteordnung hatte ich gehört, noch von Hydrantenschlüssel oder Stützkrümmer. Mein Wissen hat sich auf das beschränkt, was ich aus dem Was-ist-Was-Feuerwehrbuch meiner Kinder wusste. Als blutige Anfängerin im Feuerwehrdienst hat mich meine Kommandantin deshalb natürlich in die Ausbildung geschickt: ich habe im März diesen Jahres den Truppmann-Lehrgang für die Feuerwehrgrundausbildung besucht. Als ich dann zur ersten Unterrichtsstunde ins Feuerwehrhaus kam, war ich sprachlos: Fast alle Plätze waren belegt – und zwar von Jugendlichen. Von 30 Auszubildenden waren etwa 25 zwischen 15 und 18 Jahre alt (Ich wurde mit Anfang dreißig charmant als „die Ältere“ bezeichnet…) – und sie waren schon lange in der Jugendfeuerwehr aktiv: Die Antreteordnung kannten sie auswendig. Den Hydrantenschlüssel konnten sie in jedem Fahrzeug finden und sie wussten, wie man mit den Stützkrümmer und einem Verteiler einen Ringanker für den Wasserwerfer bauen konnte. Es war der helle Wahnsinn, ich war sprachlos! Diese Schülerinnen und Schüler haben – genau wie ich - innerhalb von einem Monat 50 Unterrichtsstunden absolviert, und zwar neben dem Unterricht, Hausaufgaben und ihren Hobbys. Bis 22 Uhr saßen wir zweimal die Woche und vier Samstage zusammen, um die Grundlagen des Retten, Löschen, Schützen, Bergens zu erlernen. Alle haben sich durchgebissen und sich gegenseitig unterstützt. Und ich bin ganz ehrlich: ohne die Nachhilfe meiner Weidnitzer Jugendfeuerwehrler im Schlauch ausrollen und Knoten binden wäre es wohl für mich schwierig geworden in der Prüfung.

Dreißig neue Feuerwehrdienstleistende waren wir am Ende des Lehrgangs. Und das bedeutet: Meine Feuerwehrkameradinnen und –kameraden von der Jugendfeuerwehr sind jetzt für uns im ganzen Landkreis im Einsatz. Sie bringen bei Übungen und Einsätzen ihre Freizeit ein - für uns alle. Sie riskieren Verletzungen, wie Brüche, Schnitte, Zerrungen. Sie sorgen sich um ihre Kameraden, die an der vordersten Front im Einsatz sind. Sie werden konfrontiert mit glücklichen Rettungen und bedrückendem Leid. Sie sind noch keine 18 Jahre alt und übernehmen trotzdem diese Verantwortung.

Liebe ausbildende Unternehmen und Einrichtungen: Dass Jugendliche und künftige Auszubildende vor Ort Verantwortung übernehmen, ist mehr als einen Gedanken wert. Wer sich ehrenamtlich für andere einsetzt, wird dies auch im Unternehmen tun. Wer gelernt hat, dass man sich im Ernstfall aufeinander verlassen können und einfach anpacken muss, für den sind Kameradschaft und Einsatzbereitschaft auch im Betrieb kein Fremdwort. Wer bereit ist, abends und am Wochenende dieselben Handgriffe hundertmal zu üben, bis sie sitzen, hat Biss und Ehrgeiz. Wer seinen örtlichen Verein unterstützt, bleibt lieber hier, als dass es ihn fortzieht. Vielleicht kommt es auch bei Ihnen im Unternehmen, in Ihrer Behörde oder Ihrer Einrichtung auf solche Kompetenzen an. Ein etwas längerer Blick auf die Angabe der Hobbies im Bewerbungsschreiben und eine Nachfrage dazu im Vorstellungsgespräch zeigen vielleicht Seiten der Bewerberinnen und Bewerber, die Sie vorher gar nicht gesehen haben.

Liebe Schülerinnen und Schüler – ihr übernehmt natürlich auch außerhalb der Feuerwehr Verantwortung. Einige von Euch sind als Jugendsanitäter unterwegs, als Streitschlichter oder als Helfer beim Schwimmkurs der Wasserwacht für die Fünfjährigen. Das ist großartig! Damit seid ihr nicht nur für andere Jugendliche, sondern sogar für viele Erwachsene ein Vorbild. Macht weiter so, übernehmt für Euch, Eure Lieben und für andere Verantwortung. Ihr bekommt mehr zurück, als ihr gegeben habt.

Liebe Schülerinnen und Schüler, nachdem ich Euch jetzt lange genug auf die Folter gespannt habe, schlage ich vor, dass wir zunächst noch ein Musikstück hören, und dann mit der Preisverleihung beginnen.

...

Wir kommen gleich zu den letzten Programmpunkten, und zwar würde ich zunächst alle Teilnehmer, Jurymitglieder, Sponsoren und Lehrer auf die Bühne bitten für ein Abschlussfoto. Danach hören wir noch Musik von der Schulband der Mittelschule Altenkunstadt, bei der man sich auch Musik wünschen kann und im Anschluss lassen wir den Abend gemeinsam ausklingen.

Bevor es losgeht, möchte ich mich aber natürlich noch bedanken. Ich beginne mit einem ganz herzlichen Dank an die beiden Mittelschulen, die unsere Idee für diesen Wettbewerb zum 5. Mal grandios unterstützt haben und von denen wir so viel lernen. Ich bedanke mich ganz herzlich beim besten Organisator von allen, meinem lieben Freund Heiner Grebner. Dank gilt natürlich auch allen Sponsoren, Jurymitgliedern und Unterstützern diese Projekts und unseres Vereins. Den wichtigsten Beitrag habt aber natürlich Ihr Schülerinnen und Schüler geleistet. Ihr alle habt Euch der Jury gestellt, und das Euch angestrengt. Dafür ganz herzlichen Dank an Euch. Ihr alle dürft Euch deshalb noch einen unserer Preise aus dieser Kiste aussuchen. Und nun - bitte alle auf die Bühne zum Gruppenfoto!

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