Dr. Leo Feuersinger: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Leonhard Feuersinger wurde am 21. September 1895 in Forchheim<ref name="blf-s">[https://www.blf-sterbebilderprojekt.de/metaanzeige.php?id=817337 Leo Feuersinger im BLF-Sterbebilderprojekt], blf-sterbebilderprojekt.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> als Sohn des Weinwirts Heinrich Feuersinger und der | + | Leonhard Feuersinger wurde am 21. September 1895 in Forchheim<ref name="blf-s">[https://www.blf-sterbebilderprojekt.de/metaanzeige.php?id=817337 Leo Feuersinger im BLF-Sterbebilderprojekt], blf-sterbebilderprojekt.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> als Sohn des aus Kirrweiler (Rheinpfalz) stammenden Weinwirts Heinrich Feuersinger (*14. Feburar 1831; † 3. November 1899) und der aus Bechlingen (Tettnang, Baden-Württemberg) stammenden Marie Agathe (geb. Kuolt; * 25. Mai 1854; † 15. August 1930 in Burgkunstadt) geboren und römisch-katholisch getauft.<ref name="ks765">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 765, Kriegsrangliste: Stab, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 161</ref><ref name="gedbas">[http://gedbas.genealogy.net/person/show/1000046854 GEDBAS - Leo Feuersinger], gedbas.genealogy.net, abgerufen am 7. August 2019</ref><ref name="A97">StdA Burgkunstadt: A 97 - ''Vollzug der deutschen Gemeindeordnung, Hauptsatzung der Gemeinde Burgkunstadt 1935 – 1936'', S. 47 ff.</ref> Als Feuersinger 4 Jahre alt war, verstarb sein Vater, woraufhin die Mutter in den folgejahren das Wohnhaus und Weinrestaurant an der Ecke Hornschuh-Allee/Hauptstraße in Forchheim (heute: Hornschuh-Allee 3) verkaufte und mit ihrem Sohn nach Bamberg in eine Wohnung am Mittleren Kaulberg 34 zog.<ref name="ks765" /> Nach der Volksschule besuchte Feuersinger eines der Bamberger Gymnasien und trat noch als Schüler am 4. August 1914 als zunächst auf 1 Jahr verpflichteter Kriegsfreiwilliger in die Bayerische Armee ein.<ref name="ks18146" /> |
− | Er begann seinen Militärdenst beim in Bamberg stationierten Ersatz Eskadron des ''Königlich Bayerischen 1. Ulanen-Regiments „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“''.<ref name="ks18146">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 18146, Kriegsrangliste Band 3, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 13</ref> | + | Er begann seinen Militärdenst beim in Bamberg stationierten Ersatz Eskadron des ''Königlich Bayerischen 1. Ulanen-Regiments „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“''.<ref name="ks18146">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 18146, Kriegsrangliste Band 3, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 13</ref> Im Laufe des Ersten Weltkriegs verdingte er sich vom Kriegsfreiwilligen zum Leutnant, war zwei mal mit Lazarettaufenthalt erkrankt, einmal mit Lazarettaufenthalt leicht verwundet und diente in der Infanterie, der Kavallerie und der Luftwaffe. Er nahm an Gefechten in Frankreich und Russland teil und wurde am 4. Dezember 1918 aus dem Militärdienst als Leutnant der Reserve entlassen. Zuletzt diente er bei der ''Königlich Bayerischen Flieger-Abteilung (Artillerie) 199''.<ref name="ks18146" /> |
− | 1919 begann er sein Studium der Zahnmedizin und wurde | + | 1919 begann er sein Studium der Zahnmedizin an der ''Friedrich-Alexander-Universität Erlangen'' (FAU) und wurde bei der ''Erlanger Burschenschaft Frankonia'' aktiv.<ref name="LDB">Dvorak, Helge: ''Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Band 1 Politiker, Teilband 2 F - H'', Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1999, ISBN: 3-8253-0809-X, S. 23 f.</ref> Wie rund 350 weitere Studenten der FAU schloss er sich im April 1919 dem ''Freikorps Epp'' an und beteiligte sich als Flieger im Studentenbataillon Erlangen an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik. Im Zuge dessen führte er vor allem Erkundungsflüge und Flugblätterabwürfe über München durch.<ref name="LDB" /> Auf einem der Einsätze wurde sein Flugzeug abgeschossen und er wurde nach erfolgter Notlandung zweitweise inhaftiert.<ref name="LDB" /> 1921 schloss er sein Studium mit dem Staatsexamen ab und promovierte nach seiner Assistenzarztzeit in Neustrelitz (Mecklenburg) im Wintersemester 1921/22 an der FAU zum ''Dr. med. dent.''<ref name="LDB" /> |
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− | Seit dem 18. Dezember 1956 war er Gründungsmitglied der ''Kulturgemeinde Burgkunstadt'', einem Verein, der sich bis heute für Kulturangebote in Burgkunstadt einsetzt.<ref>[https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,486303 „Pflegestätte kulturellen Lebens“], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Zeit seines Lebens war Feuersinger auch passionierter Jäger. Zuletzt hatte er das Jagdrevier Altenkunstadt inne.<ref>[https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,254949 Erst die Wohnung, dann die Heirat], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Leo Feuersinger verstarb am 20. April 1978 im Helmut-G.-Walther Klinikum Lichtenfels.<ref name="blf-s" /> | + | 1922 ließ sich Feuersinger als praktizierender Zahnarzt in Burgkunstadt nieder<ref name="LDB" /> und eröffnete seine Praxis in der [[Lichtenfelser Straße]] Hs.-Nr. 160b (heute abgegangen, an Stelle von Lichtenfelser Straße Nr. 6).<ref>''Bezirks-Adreßbuch Lichtenfels'', Lichtenfelser Neuste Nachrichten, Lichtenfels 1927, S. 106</ref> Zuletzt unterhielt er diese schräg gegenüber in der Lichtenfelser Straße Nr. 5. 1923 heiratete er die Bamberger Kaufmannstochter Josephina Pessler (* 17. Juli 1898; † 8. August 1981)<ref>[http://gedbas.genealogy.net/person/show/1000046853 GEDBAS - Josephina Pessler], gedbas.genealogy.net, abgerufen am 7. August 2019</ref> und lies sich 1924 ein repräsentatives Wohnhaus am [[Schönberg]] in Burgkunstadt erbauen. Das großzügig geschnittene Bürgerhaus ist im Stile des Historismus in reduzierten Formen der Neurenaissance errichtet und mit einer aufwendigen Mansarddachkonstruktion sowie einem Schmuckgiebel versehen worden.<ref>[https://www.lkr-lif.de/m_767_dl Goldener Ammonit 2007 - Preisträger], lkr-lif.de, abgerufen am 7. August 2019 (PDF)</ref> Er wohnte in dem Anwesen Schönberg Nr. 7 (ehemals Nr. 259) bis zu seinem Tod. Am 18. Juli 1927 wurde Feuersingers Tochter Erika in Bamberg geboren († 9. Januar 2004),<ref name="A703">StdA Burgkunstadt: A 703 - ''Meldung der Mitgliedschaft in der NSDAP mit Polizei-Berichten zur Wehrstammkartei 1935 – 1946'', S. 97</ref> die ihrem Vater als Zahnärztin nachfolgte und die Praxis übernahm.<ref>[https://www.bzb-online.de/nov05/72versch.pdf Wir betrauern das Ableben unserer Kolleginnen und unserer Kollegen], bzb-online.de, abgerufen am 7. August 2019 (PDF)</ref> Eine weitere Tochter hieß Gerda.<ref>Rudi Fetzer: Borkuschter Mosaik – Eine etwas andere Stadtgeschichte. Burgkunstadt 2009, DNB 997549874, S. ?</ref> |
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+ | Seit dem 18. Dezember 1956 war er Gründungsmitglied der ''[[Kulturgemeinde Burgkunstadt und Umgebung e.V.|Kulturgemeinde Burgkunstadt]]'', einem Verein, der sich bis heute für Kulturangebote in Burgkunstadt einsetzt.<ref>[https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,486303 „Pflegestätte kulturellen Lebens“], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Zeit seines Lebens war Feuersinger auch passionierter Jäger. Zuletzt hatte er das Jagdrevier Altenkunstadt inne.<ref>[https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,254949 Erst die Wohnung, dann die Heirat], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Leo Feuersinger verstarb am 20. April 1978 im Helmut-G.-Walther Klinikum Lichtenfels.<ref name="blf-s" /> | ||
== Politische Laufbahn == | == Politische Laufbahn == | ||
− | Feuersinger wurde am 1. Mai 1933 zum Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt ernannt | + | Feuersinger trat 1931 in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 812816) und übernahm in den Folgejahren die NSDAP-Ämter des Ortsgruppenleiters, Kreisredners und Stellvertretenden Kreisleiters.<ref name="LDB" /> Ferner war er auch Ortsgruppenamtswalter der Ortsgruppe Burgkunstadt der ''Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV)'' und Sturmführer der ''Sturmabteilung-Reserve (SAR)''.<ref name="A97" /> Am 5. März 1933 wurde er in den Stadtrat gewählt<ref name="A97" /> und am 1. Mai 1933 zum Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt ernannt. In seinem Amt wirkte ab dem 1. Oktober 1935 zusammen mit der „Stadtverordnung“ aus zehn NSDAP-Fraktionären, durch welche der Stadtrat ersetzt worden war.<ref>Rudi Fetzer: Borkuschter Mosaik – Eine etwas andere Stadtgeschichte. Burgkunstadt 2009, DNB 997549874, S. ?</ref> Auf Initiative Feuersingers wurden während seiner Bürgermeisterzeit, trotz des damals niedrigen Haushaltsvolumens, eine Vielzahl größerer Bauvorhaben umgesetzt, für die er öffentliche Fördergelder generierte. Dadurch ermöglicht, wurde unter Anderem eine neue Volksschule ([[Fritz-Wächtler-Schule]]), die Schulsiedlung in der [[Pestalozzistraße]], die [[Dammsiedlung]], das [[Kunomare|Burgkunstadter Schwimmbad]], Sanierungs- und Umbaumaßnahmen im [[Rathaus Burgkunstadt|Rathaus]] sowie ein modernes Straßen- und Kanalisationsbauprogramm realisiert.<ref name="LDB" /> Das Amt des 1. Bürgermeisters hatte er bis April 1945 inne, wurde jedoch ab dem 26. August 1939 durch den 2. Bürgermeister Hans Dumrauf vertreten.<ref name="A569">StdA Burgkunstadt: A 569 - ''Gnadengesuche für verurteilte Beteiligte bei der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge 1947 - 1948'', S. 5-7</ref> |
− | Feuersinger war überzeugter Antisemit, was er auch | + | |
+ | Feuersinger war im Geiste der NSDAP auch überzeugter Antisemit, was er auch des öfteren in seinen Reden, wie z.B. zur Eröffnung des Burgkunstadter Schwimmbads am 4. August 1935 kund tat: | ||
{{Zitat|Text=Wir haben hier die Möglichkeit, unter deutschen Volksgenossen zu sein, und wollen nicht, dass jemals Juden dieses Bad betreten.|lang=de|ref=<ref>[https://www.obermain.de/lokal/lichtenfels/art2414,702003 Zum Gedenkan an Margot Wolf: Mit 13 Jahren in die Gaskammer], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref>}} | {{Zitat|Text=Wir haben hier die Möglichkeit, unter deutschen Volksgenossen zu sein, und wollen nicht, dass jemals Juden dieses Bad betreten.|lang=de|ref=<ref>[https://www.obermain.de/lokal/lichtenfels/art2414,702003 Zum Gedenkan an Margot Wolf: Mit 13 Jahren in die Gaskammer], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref>}} | ||
− | Für sein politisches Mitwirken bei der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge wurde Feuersinger neben drei weiteren Hauptbeschuldigten (darunter der Burgkunstadter NSDAP-Ortsgruppenleiter [[Dr. Wendelin Kolb]]) in einem Prozess am Amtsgericht Lichtenfels am 16. Januar 1947 zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt. Die teils als zu milde empfundenen Haftstrafen dieses Prozesses stießen nicht selten auf Kritik in der Bevölkerung.<ref>Edith Raim: ''Justiz zwischen Diktatur und Demokratie: Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945-1949''. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-486-73565-9, S. 911 f. ([https://books.google.de/books?id=IEjpBQAAQBAJ&pg=PA911#v=onepage&q&f=false eingeschränkte Vorschau] in der Google-Buchsuche), [https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783486735659/9783486735659.803/9783486735659.803.pdf Volltext Auszug, S. 109f.]</ref> | + | Für sein politisches Mitwirken bei der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge im November 1938 wurde Feuersinger neben drei weiteren Hauptbeschuldigten (darunter der damalige Burgkunstadter NSDAP-Ortsgruppenleiter [[Dr. Wendelin Kolb]] und zwei vormalige SA-Mitglieder) in einem Prozess am Amtsgericht Lichtenfels am 16. Januar 1947 zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt. Die teils als zu milde empfundenen Haftstrafen dieses Prozesses stießen nicht selten auf Kritik in der Bevölkerung.<ref>Edith Raim: ''Justiz zwischen Diktatur und Demokratie: Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945-1949''. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-486-73565-9, S. 911 f. ([https://books.google.de/books?id=IEjpBQAAQBAJ&pg=PA911#v=onepage&q&f=false eingeschränkte Vorschau] in der Google-Buchsuche), [https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783486735659/9783486735659.803/9783486735659.803.pdf Volltext Auszug, S. 109f.]</ref> Noch bevor sich Feuersingers Gattin im Juli 1948 an den Burgkunstadter Stadtrat mit der Bitte um ein Gnadegesuch für ihren Mann gewendet hatte, war ein solches bereits im Mai 1948 durch den damaligen Bürgermeister Georg Räthlein (SPD) aufgesetzt und an die zuständige Staatsanwaltschaft in Lichtenfels versand worden. Räthlein hob in diesem vor allem das positive Wirken Feuersingers für die Entwicklung der Stadt hervor (s.o.) und lobte dessen „geopferte Zeit“ und „uneigennützige[n] Dienst“ bei nur geringer Aufwandsentschädigung für sein Amt.<ref name="A569" /> |
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+ | 1952 wurde Feuersinger trotz seiner politischen Vergangenheit unter Bürgermeister Räthlein zum zweiten Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt gewählt<ref name="LDB" /> und führte dieses Amt bis mindestens 1957 aus.<ref>[https://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,403051 Kunst, Musik und Bildung für jeden], obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> In den 1950er Jahren war Feuersinger zudem als Kreisrat Mitglied des Lichtenfelser Kreisrats und des Kreisausschusses des Landkreises.<ref name="LDB" /> Für seine Verdienste in der Kommunalpolitik wurde ihm die Silberne Bürgermedaille der Stadt Burgkunstadt verliehen.<ref name="LDB" /> | ||
== Auszeichnungen und Ehrungen == | == Auszeichnungen und Ehrungen == | ||
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* Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern (19. Dezember 1917)<ref name="ks18146" /> | * Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern (19. Dezember 1917)<ref name="ks18146" /> | ||
* Königlich Bayerisches Flugzeugbeobachterabzeichen No. 482 (5. August 1918)<ref name="ks18146" /> | * Königlich Bayerisches Flugzeugbeobachterabzeichen No. 482 (5. August 1918)<ref name="ks18146" /> | ||
+ | * Silberne Bürgermedaille der Stadt Burgkunstadt (1960er Jahre)<ref name="LDB" /> | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> | ||
− | + | <!-- Weitere, noch nicht ausgewertete Literatur: Bayerische Rundschau vom 22.04.1978, Obermain Tagblatt vom 25.04.1978 --> | |
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
* [[Nationalsozialismus]] | * [[Nationalsozialismus]] |
Aktuelle Version vom 26. Februar 2021, 13:26 Uhr
Dr. Leo Feuersinger, eigentlich Leonhard Feuersinger, (* 21. September 1895 in Forchheim; † 20. April 1978 in Lichtenfels) war ein deutscher Zahnarzt und Politiker (NSDAP) und vom 1. Mai 1933 bis April 1945 Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt.
Privates und Beruf
Militärische Laufbahn im 1. Weltkrieg __ |
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Leonhard Feuersinger wurde am 21. September 1895 in Forchheim<ref name="blf-s">Leo Feuersinger im BLF-Sterbebilderprojekt, blf-sterbebilderprojekt.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> als Sohn des aus Kirrweiler (Rheinpfalz) stammenden Weinwirts Heinrich Feuersinger (*14. Feburar 1831; † 3. November 1899) und der aus Bechlingen (Tettnang, Baden-Württemberg) stammenden Marie Agathe (geb. Kuolt; * 25. Mai 1854; † 15. August 1930 in Burgkunstadt) geboren und römisch-katholisch getauft.<ref name="ks765">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 765, Kriegsrangliste: Stab, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 161</ref><ref name="gedbas">GEDBAS - Leo Feuersinger, gedbas.genealogy.net, abgerufen am 7. August 2019</ref><ref name="A97">StdA Burgkunstadt: A 97 - Vollzug der deutschen Gemeindeordnung, Hauptsatzung der Gemeinde Burgkunstadt 1935 – 1936, S. 47 ff.</ref> Als Feuersinger 4 Jahre alt war, verstarb sein Vater, woraufhin die Mutter in den folgejahren das Wohnhaus und Weinrestaurant an der Ecke Hornschuh-Allee/Hauptstraße in Forchheim (heute: Hornschuh-Allee 3) verkaufte und mit ihrem Sohn nach Bamberg in eine Wohnung am Mittleren Kaulberg 34 zog.<ref name="ks765" /> Nach der Volksschule besuchte Feuersinger eines der Bamberger Gymnasien und trat noch als Schüler am 4. August 1914 als zunächst auf 1 Jahr verpflichteter Kriegsfreiwilliger in die Bayerische Armee ein.<ref name="ks18146" />
Er begann seinen Militärdenst beim in Bamberg stationierten Ersatz Eskadron des Königlich Bayerischen 1. Ulanen-Regiments „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“.<ref name="ks18146">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 18146, Kriegsrangliste Band 3, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 13</ref> Im Laufe des Ersten Weltkriegs verdingte er sich vom Kriegsfreiwilligen zum Leutnant, war zwei mal mit Lazarettaufenthalt erkrankt, einmal mit Lazarettaufenthalt leicht verwundet und diente in der Infanterie, der Kavallerie und der Luftwaffe. Er nahm an Gefechten in Frankreich und Russland teil und wurde am 4. Dezember 1918 aus dem Militärdienst als Leutnant der Reserve entlassen. Zuletzt diente er bei der Königlich Bayerischen Flieger-Abteilung (Artillerie) 199.<ref name="ks18146" />
1919 begann er sein Studium der Zahnmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU) und wurde bei der Erlanger Burschenschaft Frankonia aktiv.<ref name="LDB">Dvorak, Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Band 1 Politiker, Teilband 2 F - H, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1999, ISBN: 3-8253-0809-X, S. 23 f.</ref> Wie rund 350 weitere Studenten der FAU schloss er sich im April 1919 dem Freikorps Epp an und beteiligte sich als Flieger im Studentenbataillon Erlangen an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik. Im Zuge dessen führte er vor allem Erkundungsflüge und Flugblätterabwürfe über München durch.<ref name="LDB" /> Auf einem der Einsätze wurde sein Flugzeug abgeschossen und er wurde nach erfolgter Notlandung zweitweise inhaftiert.<ref name="LDB" /> 1921 schloss er sein Studium mit dem Staatsexamen ab und promovierte nach seiner Assistenzarztzeit in Neustrelitz (Mecklenburg) im Wintersemester 1921/22 an der FAU zum Dr. med. dent.<ref name="LDB" />
1922 ließ sich Feuersinger als praktizierender Zahnarzt in Burgkunstadt nieder<ref name="LDB" /> und eröffnete seine Praxis in der Lichtenfelser Straße Hs.-Nr. 160b (heute abgegangen, an Stelle von Lichtenfelser Straße Nr. 6).<ref>Bezirks-Adreßbuch Lichtenfels, Lichtenfelser Neuste Nachrichten, Lichtenfels 1927, S. 106</ref> Zuletzt unterhielt er diese schräg gegenüber in der Lichtenfelser Straße Nr. 5. 1923 heiratete er die Bamberger Kaufmannstochter Josephina Pessler (* 17. Juli 1898; † 8. August 1981)<ref>GEDBAS - Josephina Pessler, gedbas.genealogy.net, abgerufen am 7. August 2019</ref> und lies sich 1924 ein repräsentatives Wohnhaus am Schönberg in Burgkunstadt erbauen. Das großzügig geschnittene Bürgerhaus ist im Stile des Historismus in reduzierten Formen der Neurenaissance errichtet und mit einer aufwendigen Mansarddachkonstruktion sowie einem Schmuckgiebel versehen worden.<ref>Goldener Ammonit 2007 - Preisträger, lkr-lif.de, abgerufen am 7. August 2019 (PDF)</ref> Er wohnte in dem Anwesen Schönberg Nr. 7 (ehemals Nr. 259) bis zu seinem Tod. Am 18. Juli 1927 wurde Feuersingers Tochter Erika in Bamberg geboren († 9. Januar 2004),<ref name="A703">StdA Burgkunstadt: A 703 - Meldung der Mitgliedschaft in der NSDAP mit Polizei-Berichten zur Wehrstammkartei 1935 – 1946, S. 97</ref> die ihrem Vater als Zahnärztin nachfolgte und die Praxis übernahm.<ref>Wir betrauern das Ableben unserer Kolleginnen und unserer Kollegen, bzb-online.de, abgerufen am 7. August 2019 (PDF)</ref> Eine weitere Tochter hieß Gerda.<ref>Rudi Fetzer: Borkuschter Mosaik – Eine etwas andere Stadtgeschichte. Burgkunstadt 2009, DNB 997549874, S. ?</ref>
Seit dem 18. Dezember 1956 war er Gründungsmitglied der Kulturgemeinde Burgkunstadt, einem Verein, der sich bis heute für Kulturangebote in Burgkunstadt einsetzt.<ref>„Pflegestätte kulturellen Lebens“, obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Zeit seines Lebens war Feuersinger auch passionierter Jäger. Zuletzt hatte er das Jagdrevier Altenkunstadt inne.<ref>Erst die Wohnung, dann die Heirat, obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> Leo Feuersinger verstarb am 20. April 1978 im Helmut-G.-Walther Klinikum Lichtenfels.<ref name="blf-s" />
Politische Laufbahn
Feuersinger trat 1931 in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 812816) und übernahm in den Folgejahren die NSDAP-Ämter des Ortsgruppenleiters, Kreisredners und Stellvertretenden Kreisleiters.<ref name="LDB" /> Ferner war er auch Ortsgruppenamtswalter der Ortsgruppe Burgkunstadt der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und Sturmführer der Sturmabteilung-Reserve (SAR).<ref name="A97" /> Am 5. März 1933 wurde er in den Stadtrat gewählt<ref name="A97" /> und am 1. Mai 1933 zum Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt ernannt. In seinem Amt wirkte ab dem 1. Oktober 1935 zusammen mit der „Stadtverordnung“ aus zehn NSDAP-Fraktionären, durch welche der Stadtrat ersetzt worden war.<ref>Rudi Fetzer: Borkuschter Mosaik – Eine etwas andere Stadtgeschichte. Burgkunstadt 2009, DNB 997549874, S. ?</ref> Auf Initiative Feuersingers wurden während seiner Bürgermeisterzeit, trotz des damals niedrigen Haushaltsvolumens, eine Vielzahl größerer Bauvorhaben umgesetzt, für die er öffentliche Fördergelder generierte. Dadurch ermöglicht, wurde unter Anderem eine neue Volksschule (Fritz-Wächtler-Schule), die Schulsiedlung in der Pestalozzistraße, die Dammsiedlung, das Burgkunstadter Schwimmbad, Sanierungs- und Umbaumaßnahmen im Rathaus sowie ein modernes Straßen- und Kanalisationsbauprogramm realisiert.<ref name="LDB" /> Das Amt des 1. Bürgermeisters hatte er bis April 1945 inne, wurde jedoch ab dem 26. August 1939 durch den 2. Bürgermeister Hans Dumrauf vertreten.<ref name="A569">StdA Burgkunstadt: A 569 - Gnadengesuche für verurteilte Beteiligte bei der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge 1947 - 1948, S. 5-7</ref>
Feuersinger war im Geiste der NSDAP auch überzeugter Antisemit, was er auch des öfteren in seinen Reden, wie z.B. zur Eröffnung des Burgkunstadter Schwimmbads am 4. August 1935 kund tat:
„{{#if:x|Wir haben hier die Möglichkeit, unter deutschen Volksgenossen zu sein, und wollen nicht, dass jemals Juden dieses Bad betreten.}}“{{#if: || <ref>Zum Gedenkan an Margot Wolf: Mit 13 Jahren in die Gaskammer, obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> }}
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|„{{{Umschrift}}}“{{#if: || <ref>Zum Gedenkan an Margot Wolf: Mit 13 Jahren in die Gaskammer, obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> }}
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Für sein politisches Mitwirken bei der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge im November 1938 wurde Feuersinger neben drei weiteren Hauptbeschuldigten (darunter der damalige Burgkunstadter NSDAP-Ortsgruppenleiter Dr. Wendelin Kolb und zwei vormalige SA-Mitglieder) in einem Prozess am Amtsgericht Lichtenfels am 16. Januar 1947 zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt. Die teils als zu milde empfundenen Haftstrafen dieses Prozesses stießen nicht selten auf Kritik in der Bevölkerung.<ref>Edith Raim: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie: Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945-1949. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-486-73565-9, S. 911 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche), Volltext Auszug, S. 109f.</ref> Noch bevor sich Feuersingers Gattin im Juli 1948 an den Burgkunstadter Stadtrat mit der Bitte um ein Gnadegesuch für ihren Mann gewendet hatte, war ein solches bereits im Mai 1948 durch den damaligen Bürgermeister Georg Räthlein (SPD) aufgesetzt und an die zuständige Staatsanwaltschaft in Lichtenfels versand worden. Räthlein hob in diesem vor allem das positive Wirken Feuersingers für die Entwicklung der Stadt hervor (s.o.) und lobte dessen „geopferte Zeit“ und „uneigennützige[n] Dienst“ bei nur geringer Aufwandsentschädigung für sein Amt.<ref name="A569" />
1952 wurde Feuersinger trotz seiner politischen Vergangenheit unter Bürgermeister Räthlein zum zweiten Bürgermeister der Stadt Burgkunstadt gewählt<ref name="LDB" /> und führte dieses Amt bis mindestens 1957 aus.<ref>Kunst, Musik und Bildung für jeden, obermain.de, abgerufen am 7. August 2019</ref> In den 1950er Jahren war Feuersinger zudem als Kreisrat Mitglied des Lichtenfelser Kreisrats und des Kreisausschusses des Landkreises.<ref name="LDB" /> Für seine Verdienste in der Kommunalpolitik wurde ihm die Silberne Bürgermedaille der Stadt Burgkunstadt verliehen.<ref name="LDB" />
Auszeichnungen und Ehrungen
- Preußisches Eisernes Kreuz II. Klasse (31. März 1917)<ref name="ks18146" />
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern (19. Dezember 1917)<ref name="ks18146" />
- Königlich Bayerisches Flugzeugbeobachterabzeichen No. 482 (5. August 1918)<ref name="ks18146" />
- Silberne Bürgermedaille der Stadt Burgkunstadt (1960er Jahre)<ref name="LDB" />
Einzelnachweise
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