Dr. Wendelin Kolb

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Dr. Wendelin Kolb (* 30. Juli 1897; † 1954) war ein deutscher Zahnarzt und Politiker (NSDAP) und von 1935 bis 1945 NSDAP-Ortsgruppenführer in Burgkunstadt.

Leben

Wendelin Kolb wurde am 30. Juli 1897 im oberpfälzischen Mengersreuth bei Kemnath als Sohn des Gendarmerie-Wachtmeisters Josef Kolb und seiner Ehefrau Anna (geb. Hamann) geboren und katholisch getauft.<ref name="dipp11">Dippold (2011), S. 393 f.</ref><ref name="ks7996">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 7996, Kriegstammrolle Band 8, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 155</ref> Er hatte eines der Bamberger Gymnasien besucht<ref name="dipp11" /> und wohnte im Frühjahr 1916 wieder bei seinen inzwischen nach Erbendorf bei Tirschenreuth verzogenen Eltern.<ref name="ks7996" />

Wie alle wehrtauglichen Männer musste auch Kolb im 1. Weltkrieg den Kriegsdienst ableisten, wozu er am 22. März 1916 in das Ersatz-Bataillon des Königlich Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment No. 4 im pfälzischen Germersheim eintrat und dort am 25. März 1916 vereidigt wurde.<ref name="ks7996" /> Gemäß seiner Musterung war er 1,75 m groß, von schlanker Gestalt und hatte schwarzes Haar.<ref name="ks7996" /> Am 30. Juni 1916 wurde er zum Ersatz-Bataillon des Königlich Bayerischen 2. Jäger-Bataillons versetzt<ref name="ks7996" /> und am 11. Oktober 1916 zum Feldrekrutdepot des Königlich Bayerischen Jäger-Regiments No. 1 abgesetzt.<ref name="ks11576">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 11576, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 155</ref> Zwei Wochen später, am 28. Oktober 1916 rückte er mit der 4. Kompagnie des Königlich Bayerischen Reserve-Jäger-Bataillons No. 2 erstmals ins Feld aus und wurde am 24. Juli 1917 zum überzähligen Gefreiten befördert.<ref name="ks11576" /> Erneut und letzmalig wurde er am 3. Juni 1918 zum Oberjäger befördert und am 16. August 1918 zum Königlich Bayerischen Jäger-Regiment No. 1 versetzt.<ref name="ks11838">Kriegstammrollen 1914–1918: Band 11838, Kriegstammrolle Band 1, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abteilung IV Kriegsarchiv, S. 111</ref> Im Laufe des Krieges nahm er an Feldzügen in Rumänien, Stellungsgefechten im Oberelsass, an Feldzügen gegen Italien und Stellungskämpfen in Lothringen teil und war fünf mal erkrankt mit Lazarett-Aufenthalt.<ref name="ks11576" /><ref name="ks11838" /> Im Spätsommer 1918 kam er in britische Kriegsgefangenschaft.<ref name="dipp11" />

Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft studierte Kolb in den 1920er Jahren an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU) Zahnmedizin und promovierte 1930 an der FAU über „Papillomatosis der Zunge auf leukoplakischer Grundlage“ zum Dr. med. dent.<ref name="dipp11" /><ref>National Library of Medicine (U.S.): Index-catalogue of the Library of the Surgeon-General's Office, United States Army: Authors and subjects, U.S. Government Printing Office, 1945, S. 323, online: Volltext in der Google-Buchsuche</ref>

Ab Januar 1930 bis mindestens September 1933 arbeitete er als praktischer Zahnarzt in Weismain und bezog dort im November 1930 eine Wohnung, die er sich im gehobenen Stil einrichten ließ.<ref name="A703">StdA Burgkunstadt: A 703 - Meldung der Mitgliedschaft in der NSDAP mit Polizei-Berichten zur Wehrstammkartei 1935 – 1946, S. 242-253</ref> Er war der erste akademisch ausgebildete Zahnarzt überhaupt in Weismain,<ref name="dipp11" /> verlegte aber bereits 1933/34 seinen Praxissitz nach Burgkunstadt, wo er ab spätestens Dezember 1934 als praktischer Zahnarzt arbeitete.<ref name="A703" /> 1938 wohnte er in Burgkunstadt, Adolf-Hitler-Straße 112 ⅓ (heute: Kulmbacher Straße 45).<ref>Wilhelm Hinckel: Einwohnerbuch für den Amtsbezirk Lichtenfels, Wertheim a. M. Juli 1938, Buchdruckerei und Verlag Hinckel, S. 61</ref> 1939 hatte er das Anwesen schräg gegenüber von seinem Wohnhaus, Nr. 114c (heute abgegangen, ehemals an Stelle von Kulmbacher Straße 46) inklusive landwirtschaftlichem Nebengrundstück durch Kauf erworben und wohnte die nächsten Jahre dort.<ref name="A703" />

Um 1950 wohnte er in Schammendorf, Hs.-Nr. 17 und arbeitete dort als Zahnarzt.<ref>Adreßbuch Lichtenfels: mit den Städten Burgkunstadt und Weismain und 54 Landgemeinden, H.O. Schulze, Lichtenfels 1950, S. 232</ref> Er verstarb 1954 im Alter von nur rund 57 Jahren.<ref name="dipp11" />

Politisches Wirken

Kolb war ab 1935 - trotz seines Wohnsitzes in Weismain - NSDAP-Ortsgruppenführer in Burgkunstadt<ref name="dipp11" /> und war federführend an der Zerstörung der Burgkunstadter Synagoge in den frühen Morgenstunden des 10. Novembers 1938 beteiligt. Für sein aktives Mitwirken bei der Zerstörung der Synagoge wurde Kolb neben drei weiteren Hauptbeschuldigten (darunter auch der ehemalige Burgkunstadter Bürgermeister Dr. Leo Feuersinger und zwei ehemalige SA-Mitglieder) in einem Prozess am Amtsgericht Lichtenfels am 16. Januar 1947 zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt. Die teils als zu milde empfundenen Haftstrafen dieses Prozesses stießen nicht selten auf Kritik in der Bevölkerung.<ref>Edith Raim: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie: Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945-1949. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-486-73565-9, S. 911 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche), Volltext Auszug, S. 109f.</ref>

Auszeichnungen und Ehrungen

  • Eisernes Kreuz II. Klasse (5. September 1917)<ref name="ks11576" />

Literatur

  • Günter Dippold: Zur Medizinischen Versorgung in Weismain. In: Günter Dippold (Hrsg.): Weismain – Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura 1. Dechant Bau GmbH, Weismain 2011, ISBN 978-3-9814302-0-2, S. 387–403

Einzelnachweise

<references />

Siehe auch