Petitionsrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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"Der Begriff der "Bitten und Beschwerden" im Sinne von Art. 17 GG kennzeichnet eine Petition im Wortsinn eines Verlangens, Beantragens und Forderns<ref>(so Maunz-Dürig-Herzog, Komm. zum GG, 1973, Art. 17 Rdnr. 14; Bonner Kommentar zum GG a.a.O. Rdnr. 17)</ref>."<ref>{{BVerwG VII C 53.73}} Abs. 10</ref>
 
"Der Begriff der "Bitten und Beschwerden" im Sinne von Art. 17 GG kennzeichnet eine Petition im Wortsinn eines Verlangens, Beantragens und Forderns<ref>(so Maunz-Dürig-Herzog, Komm. zum GG, 1973, Art. 17 Rdnr. 14; Bonner Kommentar zum GG a.a.O. Rdnr. 17)</ref>."<ref>{{BVerwG VII C 53.73}} Abs. 10</ref>
  
Bitten oder Beschwerden können bestimmte Anträge enthalten, nämlich die Bitte um Stellungnahme und um Abhilfe<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 21</ref>. Eine Eingabe kann auch unter Berücksichtigung ihres Gesamtinhalts als eine Bitte angesehen werden, im Verwaltungswege Abhilfe zu schaffen<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 21</ref>.
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Bitten oder Beschwerden können bestimmte Anträge enthalten, nämlich die Bitte um Stellungnahme und um Abhilfe<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 21</ref>.  
  
:"Allgemein anerkannt wird, daß eine zulässige Petition dann nicht vorliegt, wenn etwas gesetzlich Verbotenes gefordert wird oder die Form der Petition den Anforderungen nicht entspricht, die an jede bei einer Behörde einzureichende Eingabe zu stellen sind, also etwa beleidigenden, herausfordernden oder erpresserischen Inhalt hat. ... Die Androhung der Verfassungsbeschwerde, eines Rechtsbehelfs, der jedem offen steht, kann nicht als unerlaubter Druck auf die angegangene Stelle angesehen werden.<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 24</ref>"
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Eine Eingabe kann auch unter Berücksichtigung ihres Gesamtinhalts als eine Bitte angesehen werden, im Verwaltungswege Abhilfe zu schaffen<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 21</ref>.
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"Allgemein anerkannt wird, daß eine zulässige Petition dann nicht vorliegt, wenn etwas gesetzlich Verbotenes gefordert wird oder die Form der Petition den Anforderungen nicht entspricht, die an jede bei einer Behörde einzureichende Eingabe zu stellen sind, also etwa beleidigenden, herausfordernden oder erpresserischen Inhalt hat. ... Die Androhung der Verfassungsbeschwerde, eines Rechtsbehelfs, der jedem offen steht, kann nicht als unerlaubter Druck auf die angegangene Stelle angesehen werden.<ref>{{BVerfG 1 BvR 162/51}} Abs. 24</ref>"
  
 
===Schriftlich===
 
===Schriftlich===

Version vom 7. April 2016, 13:46 Uhr

Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden. (GG Art. 17)

Schutzbereich

Bitten oder Beschwerden

"Der Begriff der "Bitten und Beschwerden" im Sinne von Art. 17 GG kennzeichnet eine Petition im Wortsinn eines Verlangens, Beantragens und Forderns<ref>(so Maunz-Dürig-Herzog, Komm. zum GG, 1973, Art. 17 Rdnr. 14; Bonner Kommentar zum GG a.a.O. Rdnr. 17)</ref>."<ref>BVerwG, Urteil vom 28.11.1975 - VII C 53.73 Abs. 10</ref>

Bitten oder Beschwerden können bestimmte Anträge enthalten, nämlich die Bitte um Stellungnahme und um Abhilfe<ref>BVerfG, Beschluss vom 22.04.1953 - 1 BvR 162/51 Abs. 21</ref>.

Eine Eingabe kann auch unter Berücksichtigung ihres Gesamtinhalts als eine Bitte angesehen werden, im Verwaltungswege Abhilfe zu schaffen<ref>BVerfG, Beschluss vom 22.04.1953 - 1 BvR 162/51 Abs. 21</ref>.

"Allgemein anerkannt wird, daß eine zulässige Petition dann nicht vorliegt, wenn etwas gesetzlich Verbotenes gefordert wird oder die Form der Petition den Anforderungen nicht entspricht, die an jede bei einer Behörde einzureichende Eingabe zu stellen sind, also etwa beleidigenden, herausfordernden oder erpresserischen Inhalt hat. ... Die Androhung der Verfassungsbeschwerde, eines Rechtsbehelfs, der jedem offen steht, kann nicht als unerlaubter Druck auf die angegangene Stelle angesehen werden.<ref>BVerfG, Beschluss vom 22.04.1953 - 1 BvR 162/51 Abs. 24</ref>"

Schriftlich

  • auch: E-Mail, Telefax<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 991)</ref>
  • nicht: mündlich<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 991)</ref>

Einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen

An die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung

  • alle Staatsorgane<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>
  • Behörden<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>
  • auch: Anstalten des öffentlichen Rechts<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>
  • Stiftungen des öffentlichen Rechts<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>
  • Körperschaften des öffentlichen Rechts<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>
  • Bundestag
  • Landtag
  • Kommunale Volksvertretungen<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>

Falsche Adressierung führt zu einem Verlust des Grundrechtsschutzes<ref>Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 993)</ref>.

Normen

Charta der Grundrechte der Europäischen Union

  • GR-Charta Art. 44: Die Unionsbürgerinnen und Unionsbürger sowie jede natürliche oder juristische Person mit Wohnsitz oder satzungsm‰fligem Sitz in einem Mitgliedstaat haben das Recht, eine Petition an das Europäische Parlament zu richten.

Grundgesetz (GG)

Rechtsprechung

Bundesverfassungsgericht (BVerfG)

Bundesverwaltungsgericht (BVerwG)

  • BVerwG, Urteil vom 28.11.1975 - VII C 53.73 = NJW 1976, 637: Wenn ein Bürger von einem Landtag eine bestimmte Handlung fordert, liegt eine Petition vor. Das Petitionsrecht des GG Art. 17 gibt einen Anspruch auf Erledigung durch die sachlich zuständige Stelle.<ref>Amtliche Leitsätze 2 und 3</ref>

Publikationen

Lehrbücher

  • Volker Epping, Grundrechte (eBook), Springer Verlag Berlin, 6. Aufl. 2015, ISBN 9783642546587 Kapitel 19 Ziffer I. (Rdnr. 986 ff.)

Fachaufsätze

  • Christian Burkiczak, Rechtsfragen der Behandlung von Petitionen mit rechtswidrigem Inhalt oder rechtswidriger Intention durch den Deutschen Bundestag, NVwZ 2005, 1391
  • Thomas Gerner, Das Petitionsrecht nach Artikel 17 des Grundgesetzes, NZS 2012, 847 (beck online)
  • Annette Guckelberger, Neue Erscheinungen des Petitionsrechts: E-Petitionen und öffentliche Petitionen, DÖV 2008, 85
  • Günter Krings, Die Petitionsfreiheit nach Art. 17 GG, JuS 2004, 474
  • Heribert Schmitz, Einlegung einer Petition durch E-Mail?, NVwZ 2003, 1437
  • Jürgen Vahle, Die Petition, DVP 2010, 227

Fußnoten

<references/>